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Gedanken zur Auferstehung von P.E. Mense

„Von nix, kommt nix“

Sagt man doch so, aber stimmt das denn auch? Ich habe das schon oft zu meiner Frau gesagt, wenn es mal wieder um eine Pflanze ging, der nicht einmal mehr anzu­sehen war, was sie mal war oder hätte mal gewesen sein können. Sie sagt dann im­mer, lass die mal stehen, da kommt noch was. Und dann gießt sie sie und wir warten gemeinsam – sie im Glauben an die Kraft der Natur und ich mehr auf ein Wunder. Und dann ist wieder einmal Ostern und wir Christen feiern die Auferstehung Jesu, von dem ja behauptet wird, er sei am Kreuz gestorben und drei Tage danach wieder zu den Lebenden zurückgekehrt. So richtig glauben kann ich das nicht, zumal die, die das behaupten und niedergeschrieben haben, gar nicht dabei waren.

Obwohl - nachdenklich macht es mich schon, wenn da so ab und zu mal eine von meinen totgeglaubten Pflanzen doch wieder zum Leben erweckt. Und wenn ich dann meiner Frau von meiner Nachdenklichkeit berichte, dann freut sie sich darüber, dass die Kraft der Natur gesiegt hat – den Vergleich der wiedererweckten Pflanze mit dem auferstandenen Jesus, den lehnt sie allerdings dann doch strikt ab. Das verstehe ich nicht, das war doch keine Blasphemie – oder doch?
Was meinen Sie, liebe Lesen­de?
Ihr Paul-Egon Mense

Frieden fängt beim Frühstück an

„Frieden fängt beim Frühstück an…“

Was haben Sie eigentlich gegen den Frieden? Blöde Frage - natürlich nichts, werden Sie mit Recht sagen. Wer will denn nicht in Frieden le­ben? Aber, da muss es doch Menschen geben – sicher nur eine Minderheit, aber immerhin so mächtig, dass der Krieg für sie einen höheren Stellenwert hat – koste es, was es wolle. Das erleben wir doch gerade in der Ukraine. Und, wenn auch mit leiseren Kriegsgeräuschen und weniger Medienaufmerksamkeit, in vielen Teilen die­ser zerbröselnden Welt. Und wir auf der Seite der Friedfertigen erleben die Machtlo­sigkeit gegenüber dieser verbrecherischen Minderheit.

Diese Ohnmacht wird laut und lauter, die Rhetorik wird kämpferisch, es heißt sogar, eure Friedfertigkeit über Jahre hat euch schwach gemacht und nun seht ihr, dass eure teils unge­schickte (ja, leider) Diplomatie nichts bewirkt hat. Und dann dauerte es nicht mehr lange, und die Lieferung von Kriegswaffen – moralisch verpflichtend als „Ultima Ratio“ begründet – war beschlossene Sache. Quasi „Gewehr bei Fuß“. Bleibt zu hoffen, dass sich dadurch die Ausweitung des Krieges zu einem weltweiten Debakel verhindern lässt. In der Vergangenheit bewirkten Waffen meistens das Gegenteil.

Vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann der von sich selbst als intelligenteste Spezies bezeichnete Mensch diese Erde für immer verlässt, weil die Ver­nunft der Dummheit unterlegen ist? „Frieden fängt beim Frühstück an…“ beginnt Hanns Dieter Hüsch sein Friedensgedicht. Er kommt uns damit ganz nah, er dringt damit in unseren Familienalltag, und jeder weiß (hoffentlich), was er uns damit sagen will. Bleiben Sie friedfertig, liebe Leser (gegendert: liebe Lesende) den ganzen Tag.

Ihr Paul-Egon Mense

 

Zwei Königskinder

Es waren zwei Königskinder,

die hatten einander so lieb, sie konnten zusammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief.“ Kennt doch jeder – oder? Wie wäre es mit: „Es waren zwei Lobbyisten, die tun so, als hätten sie sich lieb, sie können zusammen nicht kommen, die Gräben sind viel zu tief.“

Der eine ist Wirtschaftslobbyist und der andere ist Umweltlobbyist, und die können in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem die Gräben nicht überwinden!? Dazu müssten beide ihren Glauben an die Wachstumstheorie aufgeben, dem Kapitalismus also ein entscheidendes Standbein kürzen – vielleicht sogar amputieren? Das wollen die aber nicht, weil sie dann uns, den Verbraucherinnen und Verbrauchern plausibel machen müssten, dass der Grundsatz „Weniger ist oft mehr“ eine wenn auch  „schmerzhafte“ aber realisierbare Zukunft hat. Das erfordert aber sehr viel Kraft und Mut von den Volksverantwortlichen,  denn wie heißt es: „Wer die Fackel der Wahrheit durch die Menge trägt, läuft Gefahr, so manchem das Fell zu verbrennen.“ Und das ist schmerzhaft, auch für uns, denn wir müssen uns fragen,  inwieweit wir, im Denken und Handeln und in erkennbaren wenn auch kleinen Schritten diesem Grundsatz gerecht werden wollen? Sind wir nicht auch für  das Übermaß an Produk-tion verantwortlich, das oft nur den stärke-protzenden Bilanzen mancher Unternehmen mehr dient als der Notwendigkeit? Gierige Finanzjongleure, die ungestraft Millionen- Schäden der Allgemeinheit hinterlassen und in die eigene Tasche wirtschaften, möchte man oft den „Stinkefinger“ zeigen. Aber auf wen zeigen wir, wenn auch wir mehr und mehr von der Gier befallen werden, unsere maßlosen Bedürfnisse gegen jede Vernunft zu befriedigen? Wer wird dann wohl zuerst sterben, die Menschen, wie einst die Dinosaurier, oder die Schöpfung Gottes – unser Mutter-Erde?  In meinem kleinen Gedicht heißt es:

„Ich habe Angst, den Boden zu verlieren, auf dem ich steh, weil doch der Meeresspiegel steigt; wie wolln wir Gottes Schöpfung reparieren? Und hab`n wir wirklich noch dazu genügend Zeit?“ „Du unser Gott, gabst uns die Kraft zu leben, du hast uns Deine große Schöpfung anvertraut, du hast uns aber auch die Kraft gegeben,  sie zu zerstören, und wir haben sie missbraucht.“

Paul-Egon Mense

Nachdenkliches für Corona-Zeiten

„Dafür nicht…“

Kennen Sie das auch? Sie bedanken sich für etwas, das man für Sie getan hat, und Ihr Gegenüber sagt lapidar „Dafür nicht!“ oder „Keine Ursache.“ oder „War doch selbstverständlich.“ Was sind das für Antworten? Lapidare oberflächlich wirkendende Floskeln. Ja, ja ich weiß; Sie werden sagen, na und, es heißt doch schließlich auch, “In der Kürze liegt die Würze“. Ja, da ist etwas dran; aber dann ergänze ich diese Redensart: „…aber auch die Kälte.“ Und die steht mehr für eine ablehnende Gesprächsatmosphäre.

Warum also wird Ihr Dank so abgewertet? Ist das, was Ihr Gegenüber für Sie getan hat, des Dankes nicht wert? Und was heißt das eigentlich – dafür nicht? Ich frage dann immer – wofür denn? Und das macht meinen Gesprächspartner dann doch ein wenig nachdenklich.

Oder - sollte ich mich vielleicht gar nicht bedanken und mich einreihen in die große Zahl derer, die sich von Mundfäule geplagt, nicht bedanken. Davon haben wir viele; und deshalb nehmen wir Deutsche auf der Skala des freundlichen Umgangs im Vergleich mit anderen auch nur einen äußerst schlechten Platz ein.

Und was heißt keine Ursache? Legt mein Gegenüber etwa seinen eigenen Maß­stab an? Es mag ja für ihn eine Kleinigkeit gewesen sein, die er für mich getan hat, und somit des Dankes nur eine Floskel wert sein – es heißt ja auch oft, das ist nicht der Rede wert -, aber aus meiner Sicht, war es keine Kleinigkeit, die er für mich getan hat.  Mir die Uhrzeit zu sagen, bedarf sicher keiner großen Mühe, aber für mich, der nach der Uhrzeit gefragt hat, war diese Auskunft sehr entscheidend, denn ich hatte einen äu­ßerst wichtigen Termin wahrzunehmen. Mein Maßstab ist also ein anderer. Empathie heißt doch, die Fähigkeit zu entwickeln, sich in die Lage des anderen zu versetzen.

Vielleicht liegt es aber auch an uns, an der Art, wie wir uns bedanken. Denn wenn mein „Danke“ nur wie eine Pflichtübung wirkt, dann sollte ich mich nicht über eine ebenso oberflächliche Antwort wundern. Wenn ich aber meinem Danke einen „Halbsatz“ anfüge, vielleicht indem ich den Nutzen nenne z.B. …da haben Sie mir sehr geholfen…da haben Sie mir Zeit erspart …hat mir die Arbeit erleichtert…, dann werte ich das Danke auf und damit auch meinen Gesprächspartner. Einfach ausprobieren – es dient der Gesprächsatmosphäre!

In dieser Corona-Auszeit bekommt der Wunsch vieler nach Entschleunigung einen höheren Stellenwert, und das gibt uns, besonders denen, die eine Tätigkeit an und mit Menschen ausüben, die Möglichkeit, die Sinne im Umgang miteinan­der zu schärfen – für ein besseres Miteinander. Viel Erfolg – und bleiben Sie gesund.

Paul-Egon Mense

 

Wie lange noch…?

„Ihr wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt, wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen Frieden und Sicherheit, kommt plötzlich Verder­ben über sie, wie die Wehen über die schwangere Frau und es gibt kein Entrin­nen.“

So schreibt Paulus in seinem 1. Brief an die Thessalonicher 5,3. Paulus, der wohl glaubwürdigste Apostel im 1. Jahrhundert nach Christi, auch wenn er nicht zu den Jüngern Jesu gehörte, wäre vielleicht heute ein schonungsloser Systemkritiker oder gar ein Revolutionär. Vermutlich war zur Zeit Paulus die Welt in einem ähnlich schlechten Zustand wie heute; die Dominanz der Reichen gegenüber den Armen, der Gebildeten gegenüber den Ungebildeten, der Mächtigen gegenüber den Ohn­mächtigen und aus all dem und vielen anderen Missständen die daraus sich ergebende soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Hat ihn das wohl zu dieser in Worte gefassten apokalyptisch wirkenden Endzeitstimmung veranlasst?

Oder hat das zur Zeit Paulus nach Macht und Einfluss strebende Verhalten der verschiedenen Religionen mit dazu beigetragen? Ähnlich wie wir es heute noch erleben, wenn man gestärkt durch die Überzeugung, „die einzig wahre Religion“ zu sein, Konflikte heraufbeschwört, die oft zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen. Nächstenliebe und Gerechtigkeit, von allen Weltreligionen hochgeschätzte Lippenbekenntnisse, werden so ad absurdum geführt. 

In der jüngeren Neuzeit, die gerade mal 500 Jahre umfasst, standen wir Menschen immer mal wieder vor den "Trümmerhaufen der Geschichte". Und obwohl wir in der Lage waren und sind, das hinterlassene Chaos mit all seinen negativen Auswirkungen und seinem unmenschlichen Leid zum Zwecke einer erfahrungs-orientierten Zukunft zu analysieren und zu nutzen, reicht die Vernunft eben doch nicht aus, uns vor uns selbst zu schützen. Ja - der Mensch hat nur einen wirklichen Feind, den es zu besiegen gilt; es ist der Mensch. Ein Beleg dafür kennzeichnet ein Interview in der New York Times im Jahr 2006 mit einem der fünf reichsten Männer der Welt, Warren Buffet, der folgendes sagte: "Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir werden gewinnen." Deutlicher kann man es nicht sagen.

Und Joseph Beuys, der im Mai 100 geworden wäre (Mai 1921 – Januar 1986), der schwer zu verstehende und oft verkannte Künstler aus den 60er, 70er und 80er Jahren, der sich aber auch als Sozialphilosoph dem Humanismus verpflichtet sah,

sagte einmal: „Jede Revolution beginnt mit einer dummen Frage.“

Also sei mir die „dumme Frage“ erlaubt: „Wie lange noch, wird uns Gott vor der drohenden Apokalypse bewahren? Wie lange noch werden wir Christen- und Glaubensmenschen es zulassen, was auf dieser Welt geschieht?“ In der Bergpredigt hat uns Jesus gelehrt, was zu tun ist – wird sie nun ihre 2000-jährige Wirkungsgeschichte einbüßen, weil wir ihre Sprache nicht mehr verstehen oder zu deuten wissen, und weil sich vielleicht deshalb immer mehr Menschen vom christlichen Glauben abwenden?  Sind nun allein unsere Religionsverantwortlichen zuständig, Antworten zu finden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken? Nein - auch wir in unseren Gemeinden vor Ort, sind zum Handeln aufgefordert. Wir als Mitglieder der Kirchenvorstände sind nicht gewählt worden, um nur eine Gegenwart zu verwalten, sondern eine Zukunft unter erschwerten Bedingungen, die wir in Kürze zu erwarten haben, zu gestalten. Ich bin sicher, dass es uns gemeinsam gelingen kann. Viel Zeit haben wir aber nicht mehr.

Paul-Egon Mense – Kapellengemeinde Todenmann – Juli 2021